Partnerschaft lebt von Begegnung und vom voneinander Wissen – diese Erfahrung machten drei Mitglieder unserer Initiative bei einer Reise von 10. bis 14. Mai 2017. Sie besuchten die von uns unterstützten Kinderkliniken in Gomel, das Gymnasium in Wetka und das Kindererholungszentrum Nadeshda. Sie kamen mit der Erkenntnis zurück: Unsere Hilfe kommt an und ist weiterhin wichtig. Jeder Euro, den wir dafür verwenden, ist sinnvoll angelegt.
Wie im letzten Jahr galt der Besuch zuerst der Kinderhämatologie im Radiologischen Zentrum in Gomel. Chefäztin Dr. Irina Romascheweskaja konnte davon berichten, dass die Arbeit in der mit ca 30 Kindern auf der Station sich gut entwicklt: „Wir machen langsame aber stetige Fortschritte in der Behandlung leukämiekranker Kinder. Leider haben wir nicht die besten Medikamente zur Verfügung. Daher sind wir sehr dankbar, dass wir von Stuttgart mit Medikamenten unterstützt werden, die einem besseren Standard entsprechen.“ 2016 gab es unglücklicherweise keine derartige Lieferung. Der Versuch, hochwertige Medikamente mit Geld aus Württemberg in Weißrussland einzukaufen, schlug leider auf Grund bürokratischer Hürden fehl. „Aber wir haben damit andere für uns Medikamente einkaufen können, die für unsere Arbeit nützlich sind. Richten Sie unseren herzlichsten Dank an alle Mitarbeiter und Spenderinnen aus!“
Die Besucher konnten sich auch von der wertvollen Arbeit der zwei Psychologinnen überzeugen. „Das ist ein Pilotprojekt für Belarus und wir konnten vor kurzem einen längeren Bericht in einer Ärztezeitschrift veröffentlichen.“ Eine Stelle wird inzwischen vom Staat finanziert, die andere bezahlt unsere Inititative.
Eng verbunden mit der Abteilung ist auch die Elterninitiative. Zu ihr gehören Eltern, deren Kinder in der Kinderhämatologie behandelt wurden und werden. Sie berät und unterstützt Eltern. An Weihnachten und anderen Anlässen werden auf der Station Feste gefeiert, bei denen die Kinder beschenkt werden. Bedürftige Eltern erhalten immer wieder Obst und Vitamine. Im Sommer werden Erholungsreisen nach Deutschland organisiert. 2018 soll es eine Erholung im Zentrum Nadeshda geben. Wir unterstützen diese ehrenamtliche Arbeit jedes Jahr mit 2000 Euro.
Beim Besuch in der Kinderpolikinik wurde die Gruppe von der neuen Chefärztin Dr. Tatjana Solodkaja und dem ehemaligen Chefarzt Dr. Wladimir Pinchuk begrüßt. „Wir sind für alle 7 Kinderpolikliniken in Gomel und damit für die Gesundheit von 94 000 Kinder zuständig. Der Gesundheitszustand der Kinder ist nicht gut. Nur 10% der Neugeborenen sind ganz gesund. Die Zahl der Kinder mit Herz-und Augenkrankheiten, Diabetes, Skoliose, endokrinologischen oder neurologischen Probleme nimmt zu, das Immunsystem hat sich verschlechtert. Es gibt vermehrt Autoimmunerkrankungen.“ Die Aufgaben werden immer größer, die Behandlungen aufwändiger, aber unser Budget stagniert. Die wirtschaftliche Situation in unserem Land ist nicht gut.“ Daher sind wir froh über jede Unterstützung.“ Stolz wird das letztes Jahr gelieferte Augenrefraktometer gezeigt. „Es leistet gute Arbeit.“
Wir kündigen an, dass im Juni ein neues hochwertiges Ultraschallgerät im Wert
von ca 30 000 Euro geliefert wird. „Das ist fantastisch!“
Zu den langjährigen Partern zählt auch das Gymnasium in Wetka, das am Rande eines durch Radioaktivität hoch belasteten Gebietes liegt. Immer wieder haben wir dorthin Geräte für den naturwissenschaftlichen Unterricht und Möbel hingebracht. Im letzten Jahr stellten wir der Schule 10 Laptops zur Verfügung. Die Gruppe kann sich davon überzeugen, dass die Geräte im guten Zustand sind und sinnvoll eingesetzt werden. Seit einigen Monaten hat die Schule mit Vitali Sheltonogin einen neuen Direktor. Er spricht unserer Initiative großen Dank aus. „Das motiviert uns, die Arbeit der Schule zu verbesssern.“ Sehr erfreut ist er, dass der Staat endlich das Geld zur Verfügung gestellt hat, das renovierungsbedürftige
Schulhaus zu sanieren.“ Der neue Wind in der Schule zeigt sich auch an seinen Plänen, neben der Fremdsprache Englisch auch einen Deutschkurs einzurichten. Er bittet unsere Gruppe um Unterstützung dabei.
Die Gruppe trifft auch Dr. Sergej Koval von der Kinderneonatologie an der Bezirkskinderklinik. Er berichtet von guten Fortschrittten in der Behandlung von frühgeborenen Kindern.
Auch ein kurzes Treffen mit einer Vertreterin der „Kinder des Krieges“ gehört zum Programm. In dieser Vereinigung haben sich Menschen zusammengeschlossen, die als Kinder während der Nazizeit zusammen mit ihren Müttern, die in Deutschland Zwangsarbeit leisten mussten, waren oder in Deuschland, etwa in einem Lager in Stuttgart-Hedelfingen geboren wurden.
Der letzte Tag war dem Besuch im Kindererholungszentrum Nadeshda nördlich von Minsk gewidmet. Die Gruppe wird auf dem Gelände der geplanten Photovoltaik-Anlage von Direktor W. Makuschinski und dem 2. Vorsitzenden der „Lebendigen Partnerschaft Minsk“, Dr. A. Ruchlja begrüßt. Die erfreuliche Botschaft: „Wir haben vor wenigen Tagen die staatliche Baugenehmigung bekommen. Der Bau kann am 1. Juni endlich beginne. Gerade laufen die letzten Verhandlungen mit den Baufirma.“ Da Stuttgart die Anlage mit einem großen Beitrag unterstützt, ist das auch für die Besuchergruppe eine echt gute Nachricht.
Beim Rundgang durch das Zentrum und die letztes Jahr übernommene Erholungsbasis „Wilia“ zeigt sich, dass das Zentrum gute Arbeit leistet. „Im Sommer werden täglich 850 Personen in Nadeshda sein. Das ist eine enorme Herausforderung für die Mitarbeitenden, besonders auch in der Küche. „Gut, dass Ihr uns diese tolle Großspülmaschine geliefert und sie zusammen mit Monteuren aus Stuttgart installiert habt. Vielen Dank! Mit einer Extraspende in Höhe von 8000 Euro konnten wir inzwischen auch die sehr rutischigen darum gefährlichen Fliesen in der Spülküche durch griffigere ersetzen.“
Beeindruckt war die Gruppe von der guten Stimmung der Jugendlichen, die gerade im Zentrum waren, und der Mitarbeitenden. Imponierend auch der Einfallsreichtum der Verantwortlichen, die immer wieder neue Ideen haben, um auch bei ungünstigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen im Land neue Geldquellen zu erschließen – dazu gehört auch die Photovoltaik-Anlage mit der zugesagten Einspreisevergütung des 1,7-fachen vom normalen Einspeisungspreis oder neue Zielgruppen, etwa behinderte Kinder und deren Eltern anzusprechen und dafür die nötigen baulichen Voraussetzungen zu schaffen.
Fazit: Es war eine sehr gute und nützliche Reisse, die das bestehende vertrauensvolle Partnerschaft vertiefte. Es zeigt sich: Wenn man miteinander in einem guten Austausch ist, kann man einander besser verstehen, erkennen, was der andere braucht, Missverständnisse vermeiden und für die Zukunft zielgerichter planen.