Nach längerer Pause ist Anfang Dezember 2024 ist ein neues Spender-Info erschienen. Es gibt einen Einblick in die Arbeit, die der Verein dieses Jahr geleistet hat. Dazu gehört u.a. der Deutschkurs in den Herbstferien. Das Info berichtet aber auch von zwei traurigen Ereignissen:
den Tod unseres Freundes Dr. Alexander Ruchlja und das
Ende einer 30-jährigen Partnerschaft in Sachen Kindererholungszentrum Nadeshda
Das gesamte Info kann hier heruntergeladen werden.
Deutschkurs aus der Ferne
Es war die vierte Runde – und für die jungen Leute war es jedes Jahr schöner. Die Rede ist vom Deutschkurs der Schülerinnen und Schüler aus Wetka, deren Gymnasium wir seit langem unterstützen. In den Herbstferien fuhren mehr als 20 Jugendliche nach Nadeshda zum Deutschkurs. Das bedeutete Erholung, aber auch jeden Tag Unterricht. Zwei Lehrerinnen waren dabei, und an einem Tag gestalteten wir von Stuttgart aus zwei Schulstunden mit. Das Internet machte es möglich. Es war eine muntere Runde zum Thema Herbst – weitgehend auf Deutsch. Und das mit Zehn- bis Vierzehnjährigen! Laub und Nüsse spielten dabei eine Rolle, aber auch Sport.
Herzlichen Dank an Manuel Schittenhelm und Alfred Merkle bei uns und an Olga Gabrukovitsch in Nadeshda, die die beiden Stunden mitgestalteten und den ganzen Kurs ermöglichten. Das war ein sehr schönes Zeichen der Verbundenheit über Grenzen hinweg in nicht einfachen Zeiten.
Nadeshda- trauriges Ende einer Partnerschaft
Für den 24. September war in Nadeshda die Feier zum 30. Geburtstag des Kinderzentrums geplant. Von uns wollten Alfred Merkle und Christoph Rau daran teilnehmen. Aber kurz zuvor kam die Nachricht von der Kreisregierung, dass alle Vertreter aus Deutschland dabei nicht erwünscht sind. Das war der traurige Höhepunkt eines Konflikts zwischen den nichtstaatlichen Nadeshda-Teilhabern aus Deutschland und Belarus und der Bezirksregierung in Minsk. Diese hatte zuvor ultimativ die Mehrheit in der Teilhaberversammlung gefordert. Unser Angebot einer partnerschaftlichen Verteilung der Anteile wurde ignoriert. So beschlossen die deutschen Teilhaber und die belarussische Vereinigung „Lebendige Partnerschaft“ (gegründet von Dr. A. Ruchlja) Mitte September, ihre Anteile an den Staat zurückzugeben. Damit ist leider ein bewährtes Kooperationsmodell zu Ende gekommen.
Offensichtlich passt so etwas nicht in die derzeitige politische Landschaft in Belarus. Dort gibt es nicht nur eine feindselige Einstellung gegenüber dem Westen. Vielmehr ist die Gesellschaft wie in sowjetischen Zeiten eine „staatliche Veranstaltung“, in die Zivilgesellschaftliches nicht hineinpasst. Bisher arbeitet Nadeshda in bewährter Weise weiter. Daher unterstützen wir das Zentrum auch 2025: Wir finanzieren Erholungsmaßnahmen für 90 Kinder und beteiligen uns am behindertengerechten Ausbau eines Wohnhauses.
Trauer um einen Freund
Am 29. September, kurz vor seinem 74. Geburtstag, ist Sascha, wie wir ihn nannten, nach längerer Krankheit verstorben. Alexander Ruchlja war Strahlenchemiker. Im Frühjahr 1986 erkundete er nach der Tschernobyl-Katastrophe im Auftrag der Regierung in der Gegend um Gomel das Ausmaß des radioaktiven Fallouts. Er erkannte sofort die katastrophalen Folgen für die dort lebenden Kinder. Ende der 80er Jahre kam er in Minsk in Kontakt mit Vertretern der Evangelischen Männerarbeit in Deutschland, die die Versöhnung zwischen Deutschen und Belarussen suchten. Mit Andreas Seiverth, dem Geschäftsführer der Männerarbeit, entwickelte er die Idee eines großen Kindererholungszentrums in Belarus – partnerschaftlich getragen von Menschen aus Belarus und Deutschland. Ruchlja wusste: Kindererholung im Ausland reicht nicht. Er legte den Grundstein für Nadeshda – ein großartiges, zukunftsweisendes und völkerverbindendes Projekt, das für andere Erholungsheime in Belarus zum Maßstab wurde. Immer wieder warb er auch bei uns im Raum Stuttgart um Unterstützung. Er wurde uns nicht nur zum verlässlichen Partner, sondern zu einem guten Freund. Wir vermissen ihn