Am 32.Jahrestag in Gomel

Vor der Klinik für Tschernobylfolgen

Es war gewiss kein Zufall, dass die diesjährige Info-Reise zum 32. Jahrestag der Tschernobyl-Katastrophe stattfand. Am 26.April war eine 5-köpfige Delegation der „Freunde der Kinder von Tschernobyl“ in Gomel und besuchte neben dem Kindererholungszentrum Nadesdha auch die Klinik, die besonders zur Behandlung der Opfer der Reaktorkatastrophe gebaut wurde.

Dr.Irina Makarowa im Gespräch mit Dr.Alexander Ruchlja, dem Begründer von Nadesdha

Die erste Station der 5-tägigen Reise führte nach Nadeshda. Die Gruppe konnte sich davon überzeugen, dass der Betrieb sehr gut läuft. 320 Kinder sind derzeit dort. Die meisten kommen aus den verstrahlten Regionen Weißrusslands und  verbringen dort einen 3-wöchigen, vom Staat finanzierten Erholungsaufenhalt, verbunden mit umfangreicher medizinischer und psychologischer Betreuung. Leider konnte die Gruppe nicht wie in den Vorjahren den Direktor des Zentrum Makuschinski treffen. Er befindet sich derzeit im Krankenstand. So es gute Informationen und Gespräche mit  seinen Vertreterinnen, der Direktorin für medizinische Arbeit Irina Makarowa, der Direktorin für die Organisation der Erholungsmaßnahmen Galina Wojtus und der.Direktorin für Lehr- und Erziehungsarbeit Wera Tolstikowa. Das Zentrum ist voll ausgeslastet Leider ruht der Weiterbau des Medizinischen Badekomplexes immer noch, weil auf staatlicher Seite die Weiterleitung der im Staatsbudget vorhandenen MIttel nicht klappt.

Chefärztin Dr. Romaschewskaja und Psyhologin Natascha mit Dankesurkunde

Am Donnerstag, 26.April besuchte die Gruppe die Kinderhämatologische Station im „Republikanischen wissenschaftlich-praktischen Zentrum für Strahlenmedizin und Ökologie der Menschen (Humanökologie)“, die von Stuttgart aus seit vielen Jahren unterstützt wird. Die Leiterin der Abteilung, Dr. Irina Romaschewskaja, konnte dabei die lang ersehnte Nachricht weitergeben: „Die im Februar gelieferten Krebsmedikament sind freigegeben!“ Damit ist eine lange Zeit des Wartens beendet.
Im Auftrag des Direktors des Zentrums, Dr. Roschkow, übergab sie eine Dankesurkunde. In ihr steht:
„Der Stiftung des Bundeslandes Baden-Württemberg und  den „Freunden der Kinder von Tschernobyl Württemberg e.V.“ im Evangelischen Männernetzwerk, Stuttgart.
Für Ihren unschätzbaren Beitrag zur Entwicklung der Wohltätigkeit, für Ihre Hilfe, Unterstützung und nicht gleichgültige Verhältnisse gegenüber den Kindern mit onkohämatologischen Erkrankungen, die im Zentrum für Strahlenmedizin und Humanökologie behandelt werden.“
Mit großem Interesse nahm die Delegation zur Kenntnis, dass am 26.und 27. April in der Klinik eine medizinische Fachkonferenz über die Tschernobyl-Folgen und neue Behandlungsmöglichkeiten stattfand. Wir hoffen, dass wir hier demnächst neue wissenschaftliche Erkenntnisse weitergeben können.

 

Die 4 von uns gelieferten mobilen Langzeit-EKG-Geräte

In der Kinderpoliklinik konnten die Besucher die gerade gelieferten 4 neuen mobilen Langzeit-EKG-Geräten in Augenschein nehmen. „Das hilft uns sehr bei der Diagnose von Herzkrankheiten. Diese haben in letzter Zeit zugenommen. So werden die Wartezeiten auf die Untersuchung wesentlich verkürzt.“ freute sich Dr. Tatjana Solodkaja, Chefärztzin der Klinik. Unsere Gruppe hat dafür 11 200 Euro gegeben.

Die Elterninitiative an der Kinderhämatologie war sehr zufrieden darüber, dass sie im Sommer wieder verschiedene Kindererholungsmaßnahmen in Deutschland vornehmen kann. Eine erfreuliche Neuerung: Zum ersten Mal können im Juli 15 Kinder nach Nadeshda fahren. „Es ist toll, dass Ihr Stuttgarter uns das mit einem 4000 Euro-Beitrag ermöglicht“, freute sich die Sprecherin der Gruppe Larissa Koval.

Chefarzt Dr. Ishakovski von dem Modell der neuen Klinik

Am Freitag absolvierte die Gruppe eine Kurzvisite in der Bezirkskinderklinik. Seit rund einem Jahr ist dort ein alter Freund, Dr. W. Ishakovski,  wieder als Chefarzt im Amt. Er war sichtlich angetan, dass die Stuttgarter den Kontakt zu ihm und seiner Klinik wieder aufgenommen haben. Leider hatte er nicht viel Zeit. Seine Klinik wird renoviert und wird auf 500 Plätze erweitert. Im Juli soll Einweihung sein. Da gibt es für einen Klinik-Direktor unendlich viel zu regeln.  Die Kontakte werden aber weitergehen und es soll in diesem Jahr wieder eine Unterstützung der Klinikarbeit geben.

 

 

Deutsch-Schüler in Wetka

Natürlich durfte auch ein Besuch des Gymnasiums in Wetka, das am Rande eines hochbelasten Gebiet liegt, nicht fehlen. Nachdem die Schule in den letzen Jahren aus Stuttgart Lehrmittel für den naturwissenschaftlichen Unterricht bekommen hatte, kam im letzten Jahr aus Wetka der Wunsch, die  Schule bei der Einführung eines Deutsch-Kurses zu unterstützen. Nach einer ausführlichen Diskussion im Arbeitskreis wurden für dieses Projekt als Starthilfe 2500 Euro beschlossen. Die Gruppe konnte sich nun davon überzeugen, dass dieses Geld gut angelegt ist. Die Schülerinnen und Schüler zeigten in lebendigen Beiträgen ihr erworbenes Deutsch-Können und waren großer Begeisterung dabei. Am Schluss äußerten Deutsch-Lehrerin Xenia und Schulleiter V. Scheltonogin den Wunsch: „Hilfreich wäre ein Schüleraustausch mit Deutschland“. Ob da neue Kontakte entstehen könnten?

 

Inkubator auf der Neonatologie

Schließlich überzeugten sich die Teilnehmer auch von der hervorragenden Arbeit von dem Leiter der Neonatogie an der Bezirksklinik, Dr. S.Koval. Die Betreuung von Frühgeborenen und Kleinkindern findet hier auf hohem Niveau statt.

Am Ende der erlebnisreichen Reise war klar: Die Zusammenarbeit ist auf einem soliden Fundament und muss weitergehen. Unsere Partner brauchen weiterhin Ermutigung und auch finanzielle Unterstützung von ihren Partnern in Deutschland.

Auch gab es wieder eine Begegnung mit der Gruppe „Kinder des Krieges“. Die Mitglieder dieser Gruppe waren als Klein-Kinder in den Kriegsjahren in Deutschland. Ihr Mutter wurden nach Deutschland gebracht und mussten Zwangsarbeit leisten, u.a. im Daimler-Werk in Untertürkheim. Diese Begegnungen sind Fortsetzung der Versöhnungsarbeit, die für viele Mitglieder der „Freunde“ am Anfang Kontakte nach Weißrussland stand.

 

 

 

 

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